Eine der ältesten Kapellen in der Rottweiler Gegend
Eine der ältesten Kapellen in der Rottweiler Gegend ist Scherers Kapelle. Die ursprüngliche „Wegkapelle“ beherrschte die Kreuzung der alten römischen Heerstraße von Arae Flaviae / Rottweil-Altstadt nach Zimmern und weiter in Richtung Waldmössingen / Straßburg mit der jüngeren Straße aus der spätmittelalterlichen Stadt Rottweil in Richtung Eschach – Übergang und weiter nach Villingen. Die Kapelle wird schon 1448 erwähnt, und zwar als „der Bader Caeppelin“. Demnach rührt ihr Name wohl nicht von einer Stifterfamilie Scherer her, sondern geht auf das Bader- und Scherer-Handwerk zurück, das in Rottweil eine eigene Bruderschaft bildete und das kleine Gotteshaus möglicherweise um 1400 errichten ließ. Über Jahrhunderte hatte die Kapelle dann deshalb besondere Bedeutung, weil sie am Weg zur Stätte des Rottweiler Galgens lag, wo während der Reichsstadtzeit zahlreiche Hinrichtungen erfolgten. Man kann sich vorstellen, dass hier manch armer Sünder ein letztes Vaterunser gebetet hat.
In der heutigen Form scheint die Kapelle nach dem Dreißigjährigen Krieg wiedererrichtet. Der Schlussstein ihres Portalbogens zeigt die Jahreszahl 1765. Schön gearbeitet wirkt die eiserne Wetterfahne in Gestalt einer Madonna im Strahlenkranz. Sehr ausdrucksvoll ist das spätmittelalterliche Kruzifix im Inneren der Kapelle. Nach seinen Abmessungen könnte es einmal im Chorbogen einer Rottweiler Kirche gehangen haben. Leider fehlen seit einem Diebstahl in den Sechzigerjahren des 20. Jahrhunderts die spätgotischen Figuren der hl. Ottilie und der hl. Klara mit ihren Attributen, die vielleicht aus der Weißen Sammlung in Rottweil oder aus Kloster Rottenmünster stammten. Trotzdem strahlt Scherers Kapelle mit ihrer Linde noch immer Ruhe und Würde aus, auch wenn sie nicht mehr wie früher Station der Rottweiler Ösch-Prozession ist und von der modernen Straßenplanung zur Seite gedrängt wurde.
Adresse
Kreuzung Hausener Straße – Heerstraße