Am 11. September Tag des offenen Denkmals in der Kapellenkirche
Von Berthold Hildebrand
Der Gerüstaufbau am Kapellenturm ist abgeschlossen. Bis in 50 m Höhe wurde ein Gerüst mit einer Fläche von 2400 m2 gebaut. Da der Turm um mehrere cm von der Senkrechten abweicht und auch noch in sich leicht verdreht ist, musste das Gerüst immer wieder angepasst werden um eine korrekte Ablastung zu gewährleisten. Dazu kamen noch Probleme mit der derzeitigen Materialknappheit.
Als erster Arbeitsschritt wurde eine Bestandserfassung durchgeführt. Hierzu wurde die Natursteinfassade steingenau kartiert. Auch eine Fugenkartierung hat stattgefunden, wobei der Mörtelbestand auf bauzeitlichen Mörtel und Reparaturmörtel untersucht wurde. Danach folgte eine Schadenskartierung. Der Turm besteht weitestgehend aus ockerfarbigem Stubensandstein der eine grobe Struktur aufweist. Sowohl der Stubensandstein, als auch der grüne Schilfsandstein wurden zugekauft, da sie in unserer Gegend nicht vorkommen. Der Stubensandstein kam maßgeblich in der Fläche zum Einsatz. Aufgrund seiner feinen Körnung wurde der grüne Schilfsandstein hauptsächlich für Figuren und Ornamente benutzt. Die größten Schäden sind am Schilfsandstein festzustellen. Durch Taubenkot waren sämtliche Abflüsse verstopft. Wie Fotos des leitenden Architekten Dr. Nikolai Ziegler belegen, stand das Wasser im oberen Turmumgang wie in einer Badewanne bis zu 30 cm hoch und ist stetig durch das Mauerwerk nach unten versickert. Dadurch wurden die Steine von innen heraus durchfeuchtet und zerstört. Ein Übriges hat die in den 80er- Jahren vorgenommene Hydrophobierung der Steinoberfläche getan. Bei der Hydrophobierung wird eine Flüssigkeit auf den Stein aufgebracht, die das Eindringen von Wasser verhindern soll. Man glaubte damals, ein Allheilmittel gegen Witterungseinflüsse gefunden zu haben. Das gelingt auch ganz gut, solange diese aufgetragene Haut intakt ist. Von hinten und innen eingelaufenes Wasser wird jedoch eingeschlossen, es kann nicht heraus und sprengt so allmählich ganze Steinteile ab.
Als nächstes wird die ganze Fassade mit Trockendampf gereinigt. Bei der Trockendampfreinigung wird das Wasser auf 170 Grad erhitzt und dann durch den Einsatz von Druckluft mit bis zu 8 bar auf die Wand gesprüht. Weil bei diesem Gerät der Wasserverbrauch sehr niedrig ist, entsteht so gut wie kein Abwasser. Dies ist auch wichtig, weil man ja keine zusätzliche Feuchtigkeit ins Gemäuer bringen will. Alte Rußkrusten, Moose und Flechten, Taubenkot und sonstige Verunreinigungen müssen beseitigt werden. Im Herbst werden dann im Rahmen der Maßnahmenplanung Leistungsverzeichnisse erstellt, Ausschreibungen durchgeführt und Aufträge erteilt. Im Frühjahr 2023 sollen die Restaurierungsarbeiten schließlich beginnen.
Die Arbeiten beginnen am Turm. Danach wird das Gerüst abgebaut und am Kirchenschiff wieder aufgebaut. Dasselbe Gerüst passt übrigens mit ca. 2400 m2 sowohl für den Turm als auch das Kirchenschiff. Es wurde gekauft, weil sich nach drei Jahren im Vergleich mit der Miete die Kosten amortisieren. Als drittes steht dann der Chor zur Restaurierung an. Wenn alles planmäßig läuft, sollen die Arbeiten bis 2028 abgeschlossen sein.
Einladung zum Tag des offenen Denkmals am Bauzaun der Kapellenkirche
Damit sich Interessierte ein eigenes Bild machen können, bietet AeDis am Tag des offenen Denkmals, am Sonntag, 11. September 2022 um 11 Uhr und um 12 Uhr eine Projektvorstellung mit Baustellenbegehung an. Die Firma Jetter Gerüstbau hat sich bereit erklärt, die Teilnehmer, die schwindelfrei sein müssen, mit dem großen Gerüstaufzug in 50 m Höhe auf die oberste Gerüstplattform zu befördern, die besonders gesichert ist. Eine persönliche Voranmeldung ist erforderlich. Diese ist möglich am 7. und 8. September von 10 Uhr bis 14 Uhr bei Frau Anna Preiser in der Gesamtkirchenpflege Rottweil, Hohlengrabengasse 5.
Baugerüst am Kapellenturm
Foto: Berthold Hildebrand