Impulse und Mitteilungen
Hier finden Sie „Orientierung“: Impulse und Mitteilungen der Kirchengemeinden Rottweils über aktuelle Themen, Anstöße für den Alltag und Hinweise zu bevorstehenden Festen. Alle Artikel erscheinen alle zwei Wochen in der Samstagsausgabe des Schwarzwälder Boten.
Orientierungen 01 – 2023 vom 14. Januar 2023
Impulse für den Alltag
Treffpunkt | Im »Cafe der Fragen«
- Von Peter Müller
Das neue Jahr ist die Zeit guter Wünsche und Vorsätze. Daher wünsche ich Ihnen, dass Sie Ähnliches erleben wie der Werbefachmann Günther. Auf seiner Fahrt in den Urlaub will er dem Stau entgehen. Er verlässt die Autobahn und landet in einem Cafe. Dort entdeckt auf der Rückseite der Imbisskarte den fettgedruckten Hinweis: »Nutze deine Wartezeit! Wir laden dich ein, über dein Leben nachzudenken«.
Zwei Fragen sprechen ihn besonders an: Wozu lebst du? Führst du ein erfülltes Leben? Günther kommt mit anderen Gästen darüber ins Gespräch. Dabei muss er sich gestehen, dass er sich bisher darüber kaum Gedanken gemacht hat. Nachdenklich verlässt er das »Cafe der Fragen«.
Wie geht es uns mit diesen Fragen? Wozu lebst du? Das ist die Frage nach dem Sinn des Lebens. Was gibt mir Halt im Leben? Welche sinnvolle Aufgabe könnte in dieser konkreten Situation, in der ich gerade bin, enthalten sein? Was könnte Gott jetzt von mir erwarten? Sinn liegt nicht auf der Straße, Sinn finde ich nur, wenn ich aufbreche und nach Sinn suche, etwa in Begegnungen, Gesprächen, in meiner Lebensgeschichte, in Freude und Leid, in der Begeisterung für eine Aufgabe.
Sinn finde ich, wenn ich mir Zeit nehme für mich und andere und mich frage: Wozu lebe ich? Welche Werte sind mir wichtig? Wie kann ich meine Lebenswelt menschlicher gestalten? Führst du ein erfülltes Leben? Freue ich mich am Morgen auf den Tag? Bin ich offen für neue Erfahrungen? Nehme ich mir Zeit für stille Zeiten?
Das »Cafe der Fragen« hat zahlreiche »Filialen«, in denen wir nach unserem Sinn im Leben suchen können.
Sehnsucht etwas neu zu beginnen
Vorsätze l Das Leben selbst in die Hand nehmen
- Von Peter Müller
Das neue Jahr ist noch so jung wie unsere Vorsätze. Haben wir schon begonnen sie zu verwirklichen oder sie bereits vergessen? Eventuell kann da der rätselhafte Spruch von Leonardo da Vinci weiterhelfen: »Binde deinen Karren an einen Stern!« Wäre das für mich ein Leitsatz fürs neue Jahr?
»Karren« könnte bedeuten, auf ihm liegt alles, was ich jetzt schon und im neuen Jahr herumtrage: Arbeit, Erwartungen und Verpflichtungen, die neu auf mich zukommen wie Ärger und Ängste. Ich will regelmäßig innehalten, das Belastende auf diesem Karren ansehen, prüfen und fragen: Was kann ich abwerfen? »Stern«, da könnte ich fragen: Was gibt mir Orientierung und Halt? Was ersehne, erhoffe, erträume ich für dieses Jahr?
»Binde deinen Karren an einen Stern« könnte heißen – halte inne und frage: Was tut mir gut, was belastet mich, was ist mir wichtig? Ich erleichtere meinen Karren, finde ein Ziel, binde es an einen Stern und arbeite daran. Doch ich weiß aus Erfahrung, aller Anfang ist schwer. Oft finde ich Ausreden etwas nicht zu beginnen, zu verschieben oder es zu lassen. Habe ich zu hohe Erwartungen oder Angst zu versagen, oder fehlt mir die Motivation? »Anfangen« – das heißt: »anfassen, anpacken, in die Hand nehmen«. Wenn ich anfange, einen Vorsatz zu verwirklichen, dann nehme ich mein Leben selbst in die Hand. Ich höre auf, über andere oder die Bedingungen zu jammern. Ich wage es, Neues zu beginnen, denn »jedem Anfang liegt ein Zauber inne« (Hermann Hesse). Das gilt auch für meine Vorsätze. Ich spüre eine Sehnsucht, etwas neu zu beginnen. Meine Vorsätze richten den Blick in die Zukunft. Sie wollen, dass ich selbst aktiv werde, die neuen Ideen und Vorsätze hege, pflege und achtsam ein neues Denken und Verhalten einübe. Oder wie Jesus auf die Frage: »Kann ein Mensch sich verwandeln?« dem Pharisäer Nikodemus antwortete: »Ja! Du musst neu anfangen, so wie wenn du neu geboren wärest«. (Joh. 3,3).
Die Gegenwart von Gott
- Von Michael Becker
Vinzenz Palotti, 1795 bis1850, geboren und gestorben am 22. Januar in Rom. Die Zeit damals wie heute eine Zeit des Umbruchs, Napoleon hatte Papst Pius VII inhaftieren lassen, sodass viele dachten, mit der Kirche sei es nun vorbei. Vinzenz, Priester, Seelsorger, Ordensgründer war unkonventionell, machte eine verwahrloste Kirchengemeinde zum spirituellen Zentrum Roms, ermutigte Laien dazu, sich ihrer Bedeutung als Mitarbeiter Christi bewusst zu werden, und starb mit 55Jahren an einer Lungenentzündung, weil er einem Bettler seinen Mantel geschenkt hatte und sich deshalb frierend im Beichtstuhl erkältete. Was hat ihn getragen, was war seine Quelle? Überliefert ist von ihm folgendes Zitat: »Ich möchte Brot werden, um die Hungernden zu sättigen; ich möchte Kleidung werden, um die Nackten zu bekleiden; ich möchte Getränk werden, um die Durstigen zu tränken« oder dieses: »Wir müssen Gott einatmen und Gott ausatmen, Gottes Gegenwart ausstrahlen«. Dafür bezahlte er mit seinem Leben, das inspirierte die Menschen aber auch, weil Vinzenz war, was er gesprochen hat. Aufschlussreich auch sein Kirchenbild: »Wir sind alle verpflichtet, uns gegenseitig zu helfen, den Himmel zu erlangen.«
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