Impulse und Mitteilungen
Hier finden Sie „Orientierung“: Impulse und Mitteilungen der Kirchengemeinden Rottweils über aktuelle Themen, Anstöße für den Alltag und Hinweise zu bevorstehenden Festen. Alle Artikel erscheinen alle zwei Wochen in der Samstagsausgabe des Schwarzwälder Boten.
Orientierungen 24 – 2023 vom 2. Dezember 2023
Impuls für den Alltag
Die vier Kerzen stimmen auf Weihnachten ein.
- Von Peter Müller
Advent – eine Zeit der Ruhe und des Wartens, der Besinnung und Stille, aber auch der Gespräche und nach Zufriedenheit. Eine wichtige Rolle im Advent spielen die vier Kerzen. Ich lade Sie ein, sich täglich eine Kerze anzuzünden und zu meditieren.
Frieden, Glauben, Liebe
– zu schnell vergessen
Vier Kerzen brannten am Adventskranz. Es war ganz still. So still, dass man hörte, wie die Kerzen zu reden begannen. Die erste Kerze seufzte und sagte: „Ich heiße Frieden. Mein Licht leuchtet, aber die Menschen halten keinen Frieden. Sie wollen mich nicht.“ Ihr Licht wurde immer kleiner und erlosch schließlich.
Die zweite Kerze flackerte und sagte: „Ich heiße Glauben. Aber ich bin überflüssig. Die Menschen wollen von Gott nichts wissen. Es hat keinen Sinn mehr, dass ich brenne.“ Ein Luftzug wehte durch den Raum und die zweite Kerze war aus.
Leise und traurig meldete, sich die dritte Kerze zu Wort: „Ich heiße Liebe. Ich habe keine Kraft mehr, zu brennen. Die Menschen stellen mich zur Seite. Sie sehen nur sich selbst und nicht die anderen, die sie lieb haben sollen.“ Und mit diesem letzten Aufflackern war auch dieses Licht ausgelöscht.
Da kam ein Kind in das Zimmer. Es schaute die Kerzen an und sagte: „Aber, aber – ihr sollt doch brennen und nicht aus sein!“ Fast fing es an zu weinen.
Die Hoffnung bleibt als rettender Funke
Da meldete sich auch die vierte Kerze zu Wort. Sie sagte: „Hab keine Angst! Solange ich brenne, können wir auch die anderen Kerzen wieder anzünden. Ich heiße nämlich Hoffnung.“ Mit einem Streichholz nahm das Kind Licht von dieser Kerze und zündete alle anderen Lichter wieder an. (Quelle unbekannt)
Zeit der Erschütterung
Putzig sind die Botschaften des Advents nicht.
- Von Jürgen Rieger
„Das Christkind lädt zu seinem Markte ein / und wer da kommt, der soll willkommen sein“: So ruft das Nürnberger Christkind vom Rathausbalkon, um den berühmten Christkindlmarkt zu eröffnen. Ein alljährliches Ritual in der oberfränkischen Stadt, zu der eine Großzahl von Menschen strömt.
Zugegeben: Ein bisschen schmunzeln muss man ja schon, wenn man dieses Christkind betrachtet. Mit seinen blonden Locken und dem goldenen Gewand sieht es doch eher aus wie ein putziger Rauschgoldengel.
Putzig ist jedenfalls nicht, was wir in den Gottesdiensten des Advents hören: In den Texten ist von der Wiederkunft Christi, von Entscheidung und Wachsamkeit die Rede. Der Jesuitenpater Alfred Delp schreibt nach seiner Verhaftung durch die Nazis: „Advent ist eine Zeit der Erschütterung.“
Wenn Christus wiederkommt am Ende der Tage, ist nicht alles lieblich und putzig, sondern da geht es durchaus ans Eingemachte. Da gilt es, Zeugnis und Rechenschaft abzulegen. Und dazu gehört eben auch, bereit zu sein, wachsam für die Spuren Gottes, die wir in dieser Welt und in unserem Alltag schon heute entdecken können. Wir wissen nicht, wann und wie wir Gott in unserem Leben begegnen können. Umso wichtiger ist, wachsam zu sein, achtsam für ihn und für seine Gegenwart; die er uns immer wieder schenken will.
Der Weihnachtsmarkt hier in Rottweil bei uns wird zwar nicht vom Christkind eröffnet, aber vielleicht findet der eine oder die andere trotzdem den Weg in die Obere Hauptstraße. Wir dürfen und sollen in der Adventszeit auch diese Freude genießen und uns anstecken lassen von dieser besonderen Stimmung. Aber wir dürfen eben nicht dabei stehenbleiben und so tun, als wäre das schon alles.
„Advent ist eine Zeit der Erschütterung“: Diese Tage sollen uns durch Mark und Bein gehen, damit sie uns neu auf Gott hin ausrichten. Damit wir uns neu bewusstwerden können, was in diesem Leben wirklich zählt. Wir sollen uns in dieser Adventszeit neu bereitmachen, neu aufmachen, Christus entgegenzugehen, uns bereitzuhalten für seine Ankunft in unserer Welt.
Barbara und ihre Zweige
- Von Michael Becker
Um die heilige Barbara ranken sich zahlreiche Legenden: Die einen sind Varianten um ihre Bekehrung im 4. Jahrhundert zum Christentum und ihren Vater, der dies partout nicht akzeptieren mag und dafür sogar zum Schwert greift und seine Tochter tötet. Die anderen spielen rund um den Brauch, am 4. Dezember einen Kirsch- oder anderen Zweig ins Haus zu holen und diesen zu pflegen, in der Hoffnung, dass er an Weihnachten blühen möge. Quelle dieser Legende ist folgende Überlieferung: Barbara habe in ihrer Gefängniszelle einen trockenen Zweig gehabt, habe diesen mit dem Wasser aus ihrem Trinknapf benetzt, sodass dieser tatsächlich ausgeschlagen und Blüten getrieben habe. Ihr habe das angesichts des bevorstehenden Todes Hoffnung auf ein Leben nach oder durch den Tod hindurch gegeben. Statt sich ums eigene Leid zu grämen und um Beachtung zu kämpfen, neues Leben schaffen, neues Leben, das ich selbst nicht mehr genießen kann. Von Martin Luther ist der Satz überliefert: Wenn ich wüsste, ich sterbe morgen, so würde ich heute noch einen Apfelbaum pflanzen. So schlecht es mir auch gehen mag, ich kann immer neues Leben schaffen. Wir leben füreinander und sollen einander zum Segen werden. Vielleicht ist das die Botschaft Barbaras.
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