Impulse und Mitteilungen
Hier finden Sie „Orientierung“: Impulse und Mitteilungen der Kirchengemeinden Rottweils über aktuelle Themen, Anstöße für den Alltag und Hinweise zu bevorstehenden Festen. Alle Artikel erscheinen alle zwei Wochen in der Samstagsausgabe des Schwarzwälder Boten.
Orientierung 18 vom 7. September 2024
Impulse für den Alltag
Kreuzerhöhung – Namenstag der Münstergemeinde
- Von Michael Becker
Vor kurzem traf ich mich mit einem Freund in der Unteren Hauptstraße für einen lauen Sommerabend. Bei einem Hefeweizenhaben wir dem Leben dort zugeschaut. Da fuhren immer wieder dieselben Autos durchaus höheren Preises von oben nach unten und dann wieder zurück – und das immer wieder! Aus den Autos heraus kamen Blicke herüber, als wollten sie sichergehen, auch bemerkt zu werden. Zeigen, was man hat und die Bewunderung dafür genießen.
Theologisch betrachtet das Menschenbild, dass Besitz, Leistung oder Aussehen mir Ansehen verschaffen. Das Fest der Kreuzerhöhung knüpft daran an und setzt gleichzeitig einen Kontrapunkt: Den Gläubigen wurde an diesem Tag das Original-Kreuz gezeigt, an dem Jesus gekreuzigt worden sei zur Verehrung und Bewunderung.
Wie ähnlich und doch wie grundverschieden: dort das Auto als Symbol für Status und Wohlstand, hier das Kreuz, an dem ein Verfluchter, ein Nackter, jeglicher Würde Beraubter hängt.
Wertvolle Zusage
Aber auch: Dort die heimliche Angst, ohne dieses Symbol nicht der Rede wert zu sein, bedeutungslos, und hier die Zusage Gottes: Und auch in dieser schändlichen Situation stehe ich zu Dir, lasse ich Dich nicht im Stich und gebe Dir Deine Würde zurück.
Wer einmal eine Depression, Krankheit, Krise durchgemacht hat, weiß, wie wertvoll diese Zusage ist und wie sinnlos Statussymbole sind.
Und allen anderen ist es der Aufruf, es Gott gleich zu tun und vor dem Leid die Augen nicht zu verschließen, sondern ihm ein Ansehen zu geben, wo immer es sich zeigt
Kunstwerk und Lebensstil
Interview Notar Stephan Schulze spricht über das Kreuz in seinen Räumen.
- Von Michael Becker und Stephan Schulze
In den Räumen des Rottweiler Notars Stephan Schulze hängt dieses Kreuz. Bei einem Besuch dort ist es mir sofort ins Auge und ins Herz gefallen. Anlass, am Fest Kreuzerhöhung in einem Interview den Künstler einmal selbst zu Wort kommen zu lassen.
Herr Schulze, würden Sie das Kreuz kurz beschreiben?
Längs- und Querbalken bestehen aus zwei parallelen Holzleisten. Der Zwischenraum zwischen den senkrechten Leisten ist mit farbigen Holzbrettchen ausgefüllt, unten blau, in der Mitte, also dort wo sich die Balken kreuzen, rot und oben gelb. Die Leisten für die Balken sind aus Brettern aus meinem alten Bauernhaus gesägt, wobei die sichtbaren Kanten unbesäumt sind, natürlich bis rustikal und nur farblos geölt. Inspiriert wurde ich für die Gestaltung von Piet Mondrian, daher auch die Farben.
Wenn ich Sie mir so in die Arbeit am Kreuz vertieft vorstelle, was ging Ihnen durch den Kopf? Welche Deutungen haben Ihnen spätere Betrachter gegeben, die Sie vielleicht überrascht haben?
Meine Motivation war, meinen gelebten Glauben auch nach außen hin zu demonstrieren, im Alltag sichtbar zu machen, und in meine damals neuen Büroräume auf jeden Fall ein Kreuz zu hängen. Da es sich bei dem Bürogebäude um eine Bauhausarchitektur handelte, war ich auf der Suche nach einem Bauhauskünstler und einem entsprechenden Kruzifix. Nachdem ich hier nicht fündig wurde, habe ich einfach meine eigene Kreativität bemüht. Später wurde dieses Kreuz von Dekan Albrecht Zepf interpretiert und zwar als doppeltes Kreuz, das, das Jesus für uns getragen hat und das eigene Kreuz, das jeder von uns tagtäglich zu tragen hat, bei dem wir aber gewiss sein dürfen, dass Jesus es mit uns mitträgt. In der Farbsymbolik war mir das Blau wichtig, weil blau die Farbe der Gottesmutter ist, die in unserer Familienfrömmigkeit auch eine ganz herausragende Rolle spielt.
Kunterbunt in Rottweil
Anders als gewohnt, generationenverbindend, ökumenisch und christuszentriert zeigt sich das Modell von Kirche kunterbunt, das auch jenseits der etablierten Kirchen zunehmend populärer wird. Familien fühlen sich wegen der gelebten Gastfreundschaft und der erfahrbaren Gemeinschaft angesprochen, die mehr bieten als ein Programmangebot für Kinder. In dieser neuen Form von .„Kirche“ erkunden Kinder und Erwachsene miteinander den Glauben und können das Evangelium mit allen Sinnen erleben und entdecken. Jedes Treffen besteht aus einer Kreativ-Zeit, einer Feier-Zeit in Form eines kurzen Werkstattgottesdienstes und einer Essens-Zeit. Wer das Modell kennenlernen möchte, ist zu einem Infonachmittag am Freitag, 27. September, von 14.30 bis 17 Uhr in den Räumen des Religionspädagogischen Instituts, Schramberger Straße 23, eingeladen. Martina Fuchs, Referentin des Fachbereichs Ehe und Familie, und Regina Ginter, Mitarbeiterin bei Kirche Kunterbunt in Heiligenbronn, stellen das Modell vor, geben Einblicke in die Praxis und Hilfestellung bei der Frage „How to get started?“. Anmeldung bis 20. September unter www.rpi-rottweil.de/angebote.html
Ulrike Zimmerer
Archiv
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