Impulse und Mitteilungen
Hier finden Sie „Orientierung“: Impulse und Mitteilungen der Kirchengemeinden Rottweils über aktuelle Themen, Anstöße für den Alltag und Hinweise zu bevorstehenden Festen. Alle Artikel erscheinen alle zwei Wochen in der Samstagsausgabe des Schwarzwälder Boten.
Orientierung 5 vom 8. März 2025
Impulse für den Alltag
40 Tage unterwegs
- Michael Becker
An Aschermittwoch begannen die 40 Tage der Vorbereitung auf Ostern, in Erinnerung an 40 Tage Jesu in der Wüste in Vorbereitung auf sein Wirken oder auch 40 Jahre des Volkes Israel, bevor es das Heilige Land erreicht.
Wir bereiten uns damit nicht auf ein historisches Ereignis vor, an das wir uns einmal mehr erinnern. Wir bereiten uns auf eine neuerliche Vertiefung, Verinnerlichung einer, vielleicht der Lebensweisheit schlechthin vor: Nichts, was wir haben, erfüllt uns, nur das, was wir sind: zerbrechliche, liebende, nach Liebe sich sehnende Ebenbilder Gottes. Je mehr wir das sein dürfen, desto mehr sind wir wir selbst.
Das hat Jesus uns vorgelebt bis in die letzte Konsequenz. Und in der Fastenzeit gehen wir einen kleinen Schritt in diese Richtung: Der Möglichkeiten sind viele: Ich persönlich verzichte in dieser Zeit auf Internetbestellungen. Das ist meine kleine Versuchung, durch etwas haben zu wollen, mir eine Belohnung zu geben. Andere verzichten auf soziale Netzwerke, weil diese sie eher zerstreuen als sammeln, wieder andere verzichten darauf, sich auf Kosten anderer zu profilieren etwa durch Abwertungen. Auf die Zigarette verzichten, den Alkoholkonsum überdenken, was auch immer.
Oder positiv: Zeit für Meditation und Gebet, weil ich darin zu mir finde, eine Rose für meine Liebste, Achtsamkeit in der Wortwahl.
Es geht immer um das Gleiche: Innerlich frei werden für das Sein durch den Verzicht auf das Haben. Ich bin ein gewolltes und geliebtes Ebenbild Gottes. Punkt.
„Ein Tag der Stille zum Thema „Warten“
Die Meditationsgruppe Kapellenkirche trifft sich regelmäßig.
- Gerd Lassek-Baumann
Die Meditationsgruppe Kapellenkirche trifft sich seit 25 Jahren jede Woche, um für 3 mal 25 Minuten zu sitzen und zu schweigen, begleitet durch kurze Worte, die aufbauen, kräftigen, ermutigen und heilen sollen. Doch einmal jährlich pflegt die Gruppe einen Tag der Stille im Kloster Heiligenbronn. Dort kann ein idealer Rahmen angeboten werden: ein ruhiger Meditationsraum, ein lichtdurchflutetes Speise-zimmer, Natur und frische Luft, alles hilfreich auf dem Weg zur inneren Mitte: von außen betrachtet über den Tag verteilt 3 Einheiten mit jeweils 3 mal 20 Minuten Sitzen in der Stille.
Als spirituelle Orientierung diente 2024 das Thema „Warten“. Wer gelernt hat zu warten, übt sich in Geduld, nimmt sich Zeit für die Betrachtung und Begegnung, schaut hinter die Dinge und Ereignisse, lebt intensiver, zufrieden, ausgewogener.
Ein weiteres Element bilden die achtsamen Spaziergänge in der Natur, um sich zu bewegen, frische Luft zu atmen, das Licht aufzunehmen. Denn das Leben ist Bewegung, Veränderung, nichts bleibt, wie es ist. In diesem Fluss des Lebens nicht mitgerissen, sondern aus der inneren Tiefe zu handeln, Verantwortung zu übernehmen, ist der umfassende Sinn eines solchen Tages.
Abschließend wurden den Teilnehmerinnen Bilder von C.D. Friedrich angeboten. Denn in seinem Werk spielt das „Warten“ eine wichtige Rolle. Somit konnten die Teilnehmerinnen ihrem inneren Erleben einen sichtbaren Ausdruck verleihen und nach Hause mitnehmen. Mit diesem Schatz endeten die Stille und das Schweigen.
Abgerundet wurde der Tag in Rottweil durch ein geselliges Beisammensein. Weil die Erfahrung so wohltuend war, steht der Tag der Stille 2025 bereits fest.
Wer Interesse an Meditation hat, kann sich bei der Kath. Erwachsenenbildung RW zu einem Ein-führungskurs anmelden, Start am Montag, den 10. März. Kontakt: keb-rottweil.de Tel. 0741/246119.
Natur kann hilfreich sein auf dem Weg zur inneren Mitte
Foto: Lassek-Baumann
Zu Gast in Deinem Haus
- Michael Becker
„Herr Becker, was muss ich ankreuzen, damit am Ende AfD herauskommt?“ sprach eine Schülerin, als wir im Unterricht den Wahl-o-mat machen wollten. Sie schaute mich dabei herausfordernd an, im Hinterkopf ihr TikTok-Wissen, gegen das ich keine Chance gehabt hätte. Offensichtlich hat TikTok mit seinen hoch emotionalen Kurzvideos die Wahlen beeinflusst. Durch den Algorithmus kommen immer mehr Clips desselben, d.h. einmal AfD eingegeben, werden immer AfD-Videos angezeigt und da sei es kein Wunder, dass Parteien, die den Umgang mit TikTok beherrschten, zukünftig die Mehrheit gehörten. Der Untergang der Demokratie mit ihrer langwierigen Meinungsbildung? Ich glaube nicht, denn diese Argumentation hat einen Denkfehler: Attraktiver als TikTok ist ein ehrlicher Mensch, der sich Zeit für mich nimmt und mit mir das Gespräch sucht. Der sich meine Meinung anhört und zu verstehen sucht und sei sie noch so abstrus. Dafür legt jeder Jugendliche auch heute noch das Smartphone beiseite und kommt ins Nachdenken. Wie Jesus zu Zachäus: Noch heute muss ich in deinem Haus zu Gast sein.
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