Impulse und Mitteilungen
Hier finden Sie „Orientierung“: Impulse und Mitteilungen der Kirchengemeinden Rottweils über aktuelle Themen, Anstöße für den Alltag und Hinweise zu bevorstehenden Festen. Alle Artikel erscheinen alle zwei Wochen in der Samstagsausgabe des Schwarzwälder Boten.
Orientierung 7 vom 4. April 2025
Impulse für den Alltag
So von Mensch zu Mensch
- Von Michael Becker
„Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?“ Ungelogen, mindestens fünfmal fragte mich am Telefon der freundliche Mitarbeiter danach. Und ganz am Schluss der dezente Hinweis, doch bitte in der Leitung zu bleiben und ihn bei der anschließenden Befragung möglichst gut zu bewerten.
Ich ahne, was für einem Druck der freundliche Mitarbeiter wohl ausgesetzt ist. Skala eins bis zehn, like/dislike, upvote/downvote, Feedback für die Veranstaltung. Seit Bindungen immer lockerer werden und Menschen sogar die Automarke und die Bank wechseln (was vor 50 Jahren nahezu undenkbar war), ist auch der Druck immer größer, gefälliger zu werden, zu leisten, etwas zu bringen. Aus Kundensicht nicht ganz schlecht, hat aber eine Kehrseite. Fehler sind unverzeihlicher geworden, sich schwach zu zeigen ein Unding. Menschen, die im Gastrobereich, Einzelhandel oder auch in der Pflege arbeiten, können ein Lied davon singen.
Und dennoch: Wir leben daraus, wir leben aus der Gnade der anderen mit uns, wir leben aus der Barmherzigkeit, weil wir nicht vollkommen sind. Das ist unser Kern als Christen und vielleicht eine gute Übung: Im Geschäft, im Krankenhaus, am Telefon in der Hotline sich für einen Moment vorstellen, ich wäre er (oder sie). Was würde ich mir von dem Kunden erhoffen? Denn hinter jedem Mitarbeiter steckt letztlich ein Mensch, der so wie ich auf Gnade angewiesen ist.
Und manchmal entstehen da echt schöne Begegnungen, so von Mensch zu Mensch. Freundlichkeit siegt – immer.
Gottes Zuwendung trotz allem
„Jesus und die Ehebrecherin“ (Joh 8,1-11)
- von Timo Weber
„Jesus und die Ehebrecherin“ (Joh 8,1-11) – eine bekannte Erzählung aus dem Johannesevangelium. Sie wird uns morgen im Gottesdienst erzählt. Der Grund dafür ist der Umgang Jesu mit dieser Frau, mit ihrer Schuld – aber auch der Umgang mit diesen selbstgerechten Männern, welche die Frau angeblich auf frischer Tat ertappt haben. Diese kommen mit ihr zu Jesus – und sie wollen eine Antwort von ihm.
Eine Antwort, von der sie schon längst genau wissen, wie sie lauten muss: Steinigen. Da wird Jesus auch nicht drum herumkommen; zumindest nicht, wenn er sich an die Gesetze hält.
Jesus hält sich auch an das Gesetz: Wenn das ihre Schuld ist – und wenn das die Strafe dafür ist, dann sind diese Männer im Recht. Aber dann dieser Satz: „Wer von euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein.“ Und alles ist mit einem Mal anders. Denn da ist keiner, der ohne Sünde wäre – und da ist keiner, der sich über diese Frau als Richter erheben dürfte; und so stehlen sie sich alle nacheinander davon. Am Ende steht Jesus mit dieser Frau alleine da. Ihr wendet er sich nun ganz zu: „Hat dich keiner verurteilt? Auch ich verurteile dich nicht. Sündige von nun an nicht mehr!“
Jesus nimmt diese Schuld ernst. Er sagt nicht: „Ist ja nicht so schlimm – Schwamm drüber“. Sehr deutlich sagt er: „Geh, und sündige nicht mehr!“ Aber, und das ist das Entscheidende, Jesus verzichtet darauf, diese Schuld zu bestrafen. Stattdessen schenkt er einen neuen Anfang. Und genau mit diesem Verhalten unterscheidet er sich von diesen Männern, und vielleicht unterscheidet er sich damit auch von uns. Aber genau darin gleicht er Gott. Dieser Jesus denkt nicht wie die Menschen denken, sondern wie Gott denkt – und er handelt auch nicht so wie die Menschen so gerne handeln, sondern wie Gott handelt: Gnädig und barmherzig.
Er schenkt dieser Frau einen Neuanfang. Sie darf sich verändern und neu beginnen. Gottes Zuwendung macht heil, diese Frau und auch uns.
Jesus und die Ehebrecherin (Foto:Becker)
Misereor und alte Bekannte
- Von Michael Becker
Kennen Sie „Alte Bekannte“? – Ja, stimmt, das sind die 5 Jungs, die früher unter dem Namen „Wise guys“ bekannt geworden sind. Wenn nicht, unbedingt anhören, sind richtig gut. Auf jeden Fall: Neulich war ich auf einem Konzert in Tuttlingen in der Stadthalle – war klasse.
Weshalb ich das hier erzähle: „Alte Bekannte“ werben in jedem Konzert mit einem Infostand in der Pause für: Misereor, ja richtig: Misereor. Das sind die mit dem Hungertuch, mit der großangelegten Spendenaktion in der Fastenzeit und mit ihrem Einsatz gegen Armut in der Welt.
„Auf die Würde – fertig – los!“
Dieses Jahr haben sie einen Schwerpunkt auf die Situation der Teepflücker in Sri Lanka gelegt und sammeln in den morgigen Gottesdiensten Geld für sie. „Auf die Würde – fertig – los!“ haben sie ihre Aktion genannt. Ich trinke gerne Schwarztee, aber an die Teepflücker habe ich dabei noch nie gedacht. Jetzt tu ich es – dank Misereor, dem morgigen Misereorsonntag und dank „Alte Bekannte“.
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