Rundum gelungene Fahrt der Heilig-Kreuz-Gemeinde nach Pforzheim und Hirsau

Die Gruppe in Hirsau vor dem romanischen „Eulenturm“, einem Rest der ehemaligen Klosteranlage (Foto: privat)

Zu einer Fahrt ins Schmuckmuseum nach Pforzheim und nach Hirsau eingeladen hatte die Heilig-Kreuz-Gemeinde Rottweil besonders Familien. Der Ausflug mit 33 Personen wurde von Pfarrer Timo Weber begleitet und von Veronika Heckmann-Hageloch organisiert. Die erste Station des Ausflugs war das Schmuckmuseum in Pforzheim. Rund 2.000 Exponate zeigen Schmuckkunst aus fünf Jahrtausenden, von der Antike bis zur Gegenwart, und auch eine völkerkundliche Abteilung. Das Reuchlinhaus, in dem sich das Museum befindet, ist benannt nach dem berühmten Sohn der Stadt Pforzheim, dem Renaissance- Humanisten Johannes Reuchlin. Das sehenswerte Bauwerk wurde 1961 nach Entwürfen des Architekten Manfred Lehmbruck errichtet aus vier kubischen Baukörpern, das an das „Bauhaus“ und an Ludwig Mies van der Rohes erinnern. Der Vater des Architekten war Wilhelm Lehmbruck, ein bedeutender Bildhauer, dessen figürliche Bronzeplastik „Torso der Sinnenden“ von 1912/13 ist in der Eingangshalle aufgestellt ist. Frau Dr. Chris Gerbing führte die Gruppe von Erwachsenen kenntnisreich durch die historische Abteilung. Zeitgleich widmeten sich die Kinder und Jugendlichen mit der Museumspädagogin Frau Regina Rieber einer Kurzführung durch das Museum mit anschließender Gelegenheit, selbst Schmuck zu gestalten. Nach der Mittagspause auf der Terrasse des Museumscafés oder im direkt davor gelegenen Stadtpark wurde die Fahrt mit dem Bus nach Hirsau fortgesetzt. Bei strahlendem Sonnenschein durch das landschaftlich schöne Nagoldtal erreichte die Gruppe das Klostergelände von St. Peter und Paul in Hirsau. Weitgehend zerstört sind die meisten Gebäude des ehemaligen Klosters. Nur einer der Eingangstürme der romanischen Kirche von 1092, der sogenannte „Eulenturm“, ist erhalten. Sehenswert in seiner beachtlichen Größe und der vieldeutigen Bauplastik ist dieser Turm, der nur deshalb erhalten geblieben ist, weil er zeitweise als Gefängnis gedient hat. Die Marienkapelle aus der Gotik ist das einzige erhaltene Gebäude, das den Brand von 1692 überstanden hat. Das doppelstöckige Bauwerk diente dem Krankenhaus des Klosters als Kapelle und bewahrte im oberen Stockwerk eine Bibliothek. Kurze Erläuterungen zur Geschichte des Klosters, das im Mittelalter eine wichtige Bedeutung und durch die „Hirsauer Reform“ auch Einfluss auf etwa 120 Klöster in ganz Deutschland hatte, begleiteten den Rundgang durch das Gelände mit den stimmungsvollen Ruinen des Kreuzgangs. Abt Wilhelm von Hirsau übernahm 1079 die Reformen von Cluny in Burgund, allerdings in veränderter Form. Im Investiturstreit stellte sich Hirsau entschieden auf die Seite des Papstes und gegen Kaiser Heinrich IV. Und doch ist es Abt Wihelm gelungen, dass eben dieser Kaiser eine noch erhaltene Urkunde von 1075 unterschrieben hat, die dem Kloster die freie Abtswahl garantierte. Die Größe der Klosterkirche war entsprechend ihrer Bedeutung: mit einer Länge von 97 Metern war sie nach dem Dom zu Speyer (134 m) die größte Kirche des Reiches. Nachdem 1535 durch Herzog Ulrich von Württemberg die Reformation eingeführt wurde, diente das Kloster als evangelische Klosterschule. Wechselvoll war die weitere Geschichte. Der Weg der Gruppe führte dann hinab auf die andere Seite der Nagold, wo das Kloster der Benediktiner in Hirsau schon in karolingischer Zeit um 838 gegründet worden ist. Um 1071 war die Weihe des zweiten Baus der Klosterkirche St. Aurelius. Dieser Kirchenbau wurde im Laufe der Zeit zweckentfremdet, diente u.a. als Steinbruch, Turnhalle, Scheune und Garage. Erst 1955 konnte St. Aurelius nach der Restaurierung als katholische Kirche neu geweiht werden. Die je sechs wuchtigen Säulen mit Würfelkapitellen im Mittelschiff schließen zu den Seitenschiffen mit Arkadenbögen ab. Dazwischen stehen vier große siebenarmige Kerzenleuchter als nahezu einzige Lichtquelle wie im Mittelalter. Vierung und Chor fehlen. Als Abschlusswand hat Otto Herbert Hajek ein Relief gleichsam als Altarbild zum Thema „Sendung durch Christus und Aurelius“ geschaffen. Die kleinen romanischen Fenster gestaltete Wilhelm Geyer. Die Gruppe versammelte sich in St. Aurelius zu einer Eucharistiefeier mit Pfarrer Timo Weber. Die Lieder begleitete Michael Göhler mit seiner Gitarre, Mitreisende der Gemeinde trugen Lesungen und Fürbitten vor. Besonders geprägt war der Gottesdienst auch durch die Atmosphäre des Raumes bei Kerzenlicht. Ein Abendessen in Bösingen bildete den gemeinsamen Abschluss. „Erfüllt und begeistert“, äußerten sich viele nach der Rückkehr in Rottweil über einen rundum schönen und abwechslungsreichen Tag.

 

 

Fotos vom Gottesdienst in St. Aurelius (Fotos: vhh)
Text: Veronika Heckmann-Hageloch