Beim Brechen des Brotes erkennen die Jünger den auferstandenen Jesus

Wie haben die Jüngerinnen und Jünger Jesu nach seinem Tod erfahren, dass er auferstanden ist? Die Auferweckung Jesu ist für alle Christen zentraler Grund des Glaubens. Nach dem Zeugnis des Neuen Testaments wurde Jesus Christus, Gottes Sohn, am dritten Tag nach seiner Kreuzigung von den Toten erweckt und erschien zuerst seinen Jüngerinnen, dann seinen Jüngern. In der Bibel wird das Ereignis der Auferstehung Jesu nicht erzählt. Aber die Evangelisten haben versucht, die Begegnungen des Auferstandenen mit seinen Freundinnen und Freunden zu schildern. Und viele Künstler deuteten im Laufe der Kunstgeschichte in Bildwerken, was sie aus den biblischen Erzählungen kannten.

Nur Lukas berichtet eine besondere Begebenheit: „Und siehe, am gleichen Tag waren zwei von den Jüngern auf dem Weg in ein Dorf namens Emmaus, das sechzig Stadien von Jerusalem entfernt ist. Sie sprachen miteinander über all das, was sich ereignet hatte. Und es geschah, während sie redeten und ihre Gedanken austauschten, kam Jesus selbst hinzu und ging mit ihnen. Doch ihre Augen waren gehalten, sodass sie ihn nicht erkannten.“ Im Gespräch unterwegs fragt Jesus nach den Ereignissen der vergangenen Tage. Die Jünger sprechen von ihrer Hoffnung, die sie auf Jesus als den Messias gesetzt haben und ihrer Enttäuschung, als er gekreuzigt wurde. Jesus legte ihnen aus, „ausgehend von Mose und allen Propheten, was in der gesamten Schrift über ihn geschrieben steht.“ Weiter berichtet Lukas: „So erreichten sie das Dorf, zu dem sie unterwegs waren. Jesus tat, als wolle er weitergehen, aber sie drängten ihn und sagten: Bleibe bei uns; denn es wird Abend, der Tag hat sich schon geneigt! Da ging er mit hinein, um bei ihnen zu bleiben. Und es geschah, als er mit ihnen bei Tisch war, nahm er das Brot, sprach den Lobpreis, brach es und gab es ihnen. Da wurden ihre Augen aufgetan und sie erkannten ihn; und er entschwand ihren Blicken. Und sie sagten zueinander: Brannte nicht unser Herz in uns, als er unterwegs mit uns redete und uns den Sinn der Schriften eröffnete?“

Fensterbild in der südlichen Chorkapelle mit dem Motiv des abendlichen Mahles in Emmaus. Foto: Veronika Heckmann-Hageloch

Die Szene des abendlichen Mahles in Emmaus ist in der südlichen Chorkapelle des Heilig-Kreuz-Münsters in Rottweil als zentrales Farbfenster dargestellt. Inschriften unten im Fenster geben Auskunft zur Entstehung: „Gestiftet von Hochwürden Herrn Vikar Linsenmann“ und „Glasmalerei L.Wilhelm Rottweil 1915″. Es handelt sich also um ein Kunstwerk, das zu Beginn des 20. Jahrhunderts im Stil der Neugotik in den gotischen Kirchenraum eingefügt wurde. Wie in einem Innenraum der Gotik mit prächtig geschmücktem doppeltem Kielbogen und vier Fialen als Bekrönung des Daches sind in dem nach vorne geöffneten Raum drei Personen an einem Tisch zu sehen. Jesus sitzt in der Mitte, links ein Apostel, wegen seines jugendlichen Aussehens vermutlich Johannes, und rechts der Apostel Kleopas, wie ihn Lukas nennt. Jesus trägt ein leuchtend rotes Gewand, Zeichen seiner Liebe und des Blutes, das er am Kreuz vergossen hat. Als Hintergrund der Szene ist blauer Himmel mit goldenen Sternen zu sehen, denn es war Abend. Ornamental geschmückt ist die Umgebung des Gebäudes in üppigem Grün mit Weinranken, in die einige Weintrauben eingefügt sind. Brot wird ergänzt mit Wein in Erinnerung an das Abendmahl. Die Inschrift am Rand des Fußbodens unter dem Bild erläutert die Szene „ Er nahm das Brot segnete brach es und gab es ihnen“. Und in dem Moment, als Jesus das Brot bricht, erkennen ihn die Jünger. Dadurch wird deutlich, wie dieser Bibel-Text zu verstehen ist. Die Freunde erkennen Jesus beim Brotbrechen. Unter diesen Zeichen ist Jesus bei ihnen und bleibt bei allen Christinnen und Christen bis heute, wenn sie Eucharistie / Abendmahl feiern.

Bildkarten des Emmaus-Fensters mit einer kurzen Betrachtung liegen in den Kirchen der Seelsorgeeinheit aus.

Veronika Heckmann-Hageloch