Bildbetrachtung zu Weihnachten – Glasfenster im Münster

In der Mitte des Chorraums im Heilig-Kreuz- Münster befinden sich drei großformatige Fenster mit Darstellungen zum Leben Jesu. Vom Mittelschiff aus gut sichtbar, im Gegensatz zu den Fenstern an den Seitenwänden, sind die drei Chorfenster: von der Geburt Jesu bis zur Himmelfahrt. Entstanden sind die Glasmalereien im Stil der Neugotik  1841/43.

Im linken Fenster ist unten die Verkündigung an die Hirten nur in Grisaille-Technik, also in Grau-Tönen, zu sehen. Die Verkündigung der Geburt an Maria ist darüber dargestellt, als größtes Bild dann die Geburt Jesu.

Bei allen Fenstern erscheint eine gemalte, goldgelb leuchtende architektonische Rahmung gleichsam als „Fenster im Fenster“ den Blick auf die Geschehnisse frei zu geben. Die Szene der Geburt Jesu wird mit spätgotischem, prächtig geschmücktem Kielbogen-Maßwerk gerahmt. In die Rahmung eingefügt sind, wie an gotischen Kirchenportalen oft zu sehen, kleine Darstellungen von Heiligen, nur Grau- in- Grau. Deutlich ist der Bezug zur Geburtsszene zum Beispiel beim Heiligen Christophorus, dem „Christusträger“, der links neben dem Jesuskind dargestellt ist. Mit einem strahlenden Heiligenschein umgeben liegt das Jesuskind nackt, in eine Windel gewickelt, auf einem Zipfel von Marias Mantel auf dem Boden. „Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln“ – so ist in der Weihnachtsgeschichte des Lukas-Evangeliums zu lesen (Lukas 2,7) Die wirkliche Menschwerdung Gottes wird auch dadurch besonders betont. Maria kniet rechts anbetend vor dem Kind. Diese Art der Darstellung geht zurück auf die Visionen der Hl. Birgitta von Schweden (1303-1373). Blau leuchtet Mariens Mantel und zeigt damit ihre Verbundenheit mit Jesus: die Christusfarbe kennzeichnet ihn als den „Vom Himmel Gekommenen“. Ihr Kleid ist purpurrot, eine königliche Farbe. Josef kniet direkt hinter dem Jesus-Kind. Die Kerze in seiner Hand verweist auf Jesus als „Licht der Welt“ und ist Zeichen der Gegenwart Gottes. Josefs Gewand ist grün und zeichnet ihn dadurch aus für die Barmherzigkeit des Gerechten und ist Hinweis auf das neue Leben, auch das Leben aus dem Glauben. Der rote Mantel Josefs deutet seine Liebe zu Maria. Die Heilige Familie ist umgeben von einem Stall, über dessen Dach ein großer Stern aufstrahlt.

Weit in der Ferne, oberhalb des Dachs links , erscheinen die „Weisen aus dem Morgenland“ als drei Könige gekennzeichnet, mit Pferden und Gefolge. Rechts neben Maria sind Ochs und Esel zu entdecken. Diese beiden Tiere, die in vielen Weihnachtsdarstellungen und Krippen zu finden sind, zeigen, dass sie erkannt haben , dass in Jesus wirklich der Messias, der Christus, der Sohn Gottes, geboren ist. Im Alten Testament lesen wir beim Propheten Jesaja (Jesaja 1,3) die Erklärung dafür: „Ein Ochse kennt seinen Herrn und ein Esel die Krippe seines Herrn, aber Israel kennt´s nicht, mein Volk versteht´s nicht.“ Ganz links nähern sich zwei Hirten mit ehrfürchtigen Gesten. Hirten waren die ersten, denen die Botschaft von Jesu Geburt verkündet wurde, wie der Evangelist Lukas berichtet (Lk 2,10f) : „Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr.“

Veronika Heckmann-Hageloch

Die Geburt Jesu – dargestellt an einem Chorfenster im Heilig-Kreuz Münster. Foto: Veronika Heckmann-Hageloch