Die Madonna steht als Zeichen ökumenischer Verbundenheit mit dem Kreuz auf dem Hochaltar
Von Berthold Hildebrand
„Der Augenblick ist da“. Und den könnten wir nur ökumenisch feiern, zugleich aber auch als gesamte Stadt. Mit diesen Worten begrüßte Pfarrer Alexander Köhrer sichtlich erfreut am Sonntag die Besucher des ökumenischen Gottesdienstes, unter ihnen auch Landrat Dr. Wolf-Rüdiger Michel und Oberbürgermeister Dr. Christian Ruf.
Als 1643, im Dreißigjährigen Krieg Maria zunächst bleich geworden sei, dann aber am 25. November wieder Farbe in ihr Gesicht kam und sie sogar die Augen gegen Tuttlingen gewendet haben soll, hat sich auch das Kriegsblatt gewendet. Die französischen Truppen zogen geschlagen ab. Das sei Stadtgeschichte, genauer: Göttliche Stadtgeschichte. Dies berühre die ganze Stadt. Dafür stehe sie, die Replik.
Der außergewöhnliche Anlass war, dass eine Kopie der Madonna neu geschaffen wurde. Während der zweijährigen Renovierung des Heilig-Kreuz-Münsters ist die original gotische Figur von Maria mit Kind vorübergehend wieder auf dem Hochaltar der Predigerkirche aufgestellt worden, wo sie bis 1802 stand. Diese ehemalige Dominikanerkirche des Ordens der Prediger ist in ihrem gesamten spätbarocken Bildprogramm um diese Marienfigur herum komponiert. Nach Abschluss der Münster-Renovierung 2017 fand die Madonna wieder ihren Platz im Marienaltar des Münsters. Die Evangelische Gemeinde und viele andere Menschen empfanden das Fehlen der Madonna in der Predigerkirche als Mangel. Und so wurde beschlossen, eine Replik anfertigen zu lassen.
Pfarrer Timo Weber von der Münstergemeinde stellte fest, dass unterhalb des Kreuzes im ehemaligen Drehtabernakel ein Platz frei sei. Er schenkte der evangelischen Gemeinde ein Kreuz in der Formensprache des Barock, gefertigt von denselben Künstlerinnen wie die Madonna, der Bildhauerin Andrea Wörner und der Restauratorin Nora Heinken. Dieses Kreuz solle der Dank für die Gastfreundschaft sein, welche die Madonna, aber auch die Münstergemeinde während der Renovation des Münsters in der Predigerkirche genossen haben, etwa für die Abhaltung der Monatsprozessionen, die Andacht bei der Erstkommunion und den Abschluss der Fronleichnamsprozession.
Pfarrer Köhrer bezog sich zu Beginn des Gottesdienstes auf Martin Luther, für den Maria als Vorbild im Glauben galt. Pfarrerin Forberg nahm das „Magnificat“ als Leitmotiv für Ihre Predigt. Sie meinte, dass Maria heute wieder eine Brückenbauerin in der Ökumene werden könne.
Der zweite Vorsitzende des Kirchengemeinderates, Albrecht Foth, schilderte den langen Weg von der Idee bis zur Replik. Letztendlich habe der damalige Oberbürgermeister Ralf Broß den Durchbruch ermöglicht, indem er Vertreter der evangelischen Kirchengemeinde und des Landesdenkmalamtes an einen Tisch brachte und eine leicht veränderte Replik vorschlug.
Die musikalische Gestaltung lag in den Händen von Beate Vöhringer (Orgel) und der Sopranistin Annemei Blessing-Leyhausen.
Fotos: Berthold Hildebrand