Von Berthold Hildebrand
Im Heilig-Kreuz-Münster versammelten sich die Katholiken aus den Gemeinden Auferstehung Christi und Heilig-Kreuz sowie von den italienischen, kroatischen und polnischen Kirchengemeinden und feierten gemeinsam die Eucharistie an Fronleichnam, dem „Hochfest des Leibes und Blutes Christi“. Unsicheres Regenwetter machte es unmöglich, den Gottesdienst im Bockshof zu feiern. Auch die Prozession durch die Stadt musste ausfallen.
Das Allerheiligste in der Monstranz bei der Prozession
Papst Urban IV. führte das Fest 1264 ein. Schon im Barock wurde Fronleichnam mit großem Aufwand gefeiert. Aus dieser Zeit stammen auch die bei der Prozession in Rottweil mitgetragene Monstranz sowie die 30 Laternen der Zünfte. Thomas von Aquin, der bedeutendste Theologe des 13. Jahrhunderts, schuf den lateinischen Text des heute noch vor dem Segen gesungenen Hymnus „Pange lingua“, „Preise, Zunge, das Geheimnis dieses Leibs voll Herrlichkeit“, wo es in der fünften Strophe heißt: „Lasst uns tief gebeugt verehren ein so großes Sakrament; dieser Bund soll ewig währen, und der alte hat ein End. Unser Glaube soll uns lehren, was das Auge nicht erkennt.“
Viele Gläubige waren an diesem Morgen ins Münster gekommen. Die Zünfte mit ihren Fahnen und Laternen waren ebenfalls vollständig in der Kirche versammelt. Der Münsterchor und die Münstersängerknaben sangen zusammen mit der Stadtkapelle unter der Leitung von Johannes Nicol Auszüge aus der Messe in Es von Heinrich Walder und weitere Chorsätze. Keyboard und Orgel spielte Lisa Hummel.
Den Gottesdienst zelebrierte Pfarrer Jürgen Rieger zusammen mit dem Pfarrer der Italiener, Dr. Stan William Ede, der Kroaten, Josip Jelic und der Polen, Piotr Pronczuk. In seiner Predigt sagte er, wir könnten ohne die Versammlung, deren Mitte die Eucharistie ist, keine richtigen Christen sein. Die Kirche wachse aus der Feier der Eucharistie und baue sich von ihr her auf. Die Feier der Eucharistie sei das Zentrum und die Mitte einer jeden kirchlichen Versammlung. In der Frühzeit der Kirche sei dieses Verständnis weit verbreitet gewesen. Rieger meinte, die Eucharistie sei leider auch zu einem Stein des Anstoßes geworden. Und sie sei es bis heute geblieben. Bis heute könnten wir mit unseren Schwestern und Brüdern aus den Kirchen der Reformation nicht gemeinsam Eucharistie feiern. Gerade in einer Zeit, in der das Christentum immer mehr zu einer Minderheit wird, sei es umso nötiger, den Weg der Einheit weiterzugehen. Wir müssten endlich Wege finden, um uns gemeinsam am Tisch des Herrn zu versammeln und gemeinsam das Herrenmahl zu feiern. Die Eucharistie selbst sei Zeichen der Einheit. An diesem Fest sei unser Glaube herausgefordert- im wahrsten Sinn des Wortes. Rieger weiter: „Wir verlassen die Kirchen und gehen hinaus auf die Straßen, hinaus auf die Plätze unserer Dörfer und Städte. Und wir nehmen das mit, was uns am wichtigsten ist: Christus selbst, der in der Gestalt des Brotes in unserer Versammlung gegenwärtig ist. Wir gehen hinaus, nämlich dorthin, wo sich das Leben der Menschen abspielt. Wir bringen Christus dorthin, wo er hingehört: Zu den Menschen in ihren vielfältigen Lebenssituationen. Denn dort will er sein: Bei den Menschen, deren Leben auf dem Spiel steht; bei den Menschen, die am Rand der Gesellschaft stehen; bei den Menschen, die nichts und niemanden haben und sein Mitgehen am nötigsten brauchen. Auch das ist Fronleichnam, auch das bedeutet Eucharistie: Das Leben teilen, sein Leben teilen, damit alle Anteil haben an seiner Gegenwart.“
Im Anschluss an die Messfeier zogen die Zünfte und die Kommunionkinder mit dem Allerheiligsten in der Monstranz in feierlicher farbenfroher Prozession durchs Heilig-Kreuz-Münster. Nach dem sakramentalen Segen erklang zum Abschluss das Rottweiler Marienlied.
Sakramentaler Segen
Fotos: Berthold Hildebrand