Am kommenden Sonntag, dem 3. April 2022 wird es im Rottweiler Heiligkreuzmünster um 11 Uhr eine Führung ganz besonderer Art geben. Im Rahmen der Veranstaltungen des Fördervereins Münsterbauhütte zum Jubiläum der Kirche, deren Weihe sich 2022 zum 900. Mal jährt, geht es diesmal um die Regotisierung von Heiligkreuz um 1840 durch Carl Alexander von Heideloff. Hierfür konnte Dr. Heinrich Giese aus Rottenburg gewonnen werden, der als Architekt und Bauhistoriker Heideloffs Schaffen bestens kennt und der als langjähriger Diözesanbaumeister der Diözese Rottenburg-Stuttgart die jüngste Restaurierung des Münsters maßgeblich begleitet hat.

Heideloff, in Stuttgart geboren und im Südwesten unter anderem als Erbauer des Schlosses Lichtenstein bekannt, hatte seinen Arbeitsschwerpunkt später im fränkischen Raum und gilt als einer der großen Erneuerer der Gotik. Er stand in einer Linie mit Sulpiz Boisserée, der den Kölner Dom vollendete, und durchaus auch mit Eugène Viollet-le-Duc, dessen restauratorische Handschrift viele gotische Bauwerke in Frankreich tragen. Dass Heideloff sich überhaupt in Rottweil engagierte, war ein Glücksfall, weil er hier Verwandte hatte und die Stadt schon als Kind kannte. Wie stark das Münster ihm sein heutiges Gesicht und seine Ausstattung verdankt, wird Thema der Führung sein.

Am Ende gibt es dann noch eine Überraschung: Es ist dem Förderverein gelungen, den originalen farbigen Entwurf für eines der Glasfenster im Chor des Münsters zu erwerben, der in einem Haus der Rottweiler Innenstadt aufgetaucht ist. Dieses hochinteressante, bis vor kurzem völlig unbekannte Stück, eine ca. 2 Meter hohe sogenannte Gouache, wird bei der Führung am Sonntag ausgestellt sein und kann dann direkt mit der Ausführung des Fensters verglichen werden.

Werner Mezger