Ein fröhliches Gesicht ist des Christen Narrenpflicht.
(hil) Pfarrer Timo Weber hielt im Heilig-Kreuz Münster wieder eine gereimte Predigt. Bei den Fürbitten wurde der Opfer der Kriege und des Erdbebens in der Türkei und in Syrien gedacht.
Mehr Leute als gewöhnlich kamen am Sonntag in den Gottesdienst ins Münster. Bei den Gläubigen waren etliche närrisch verkleidet und die Ministranten hatten die blauen Baurakittel angezogen. Ein farbenprächtiges Bild. Die Messfeier wurde musikalisch gestaltet von der SE4 Bigband unter der Leitung von Patrick Mink und Lisa Hummel an der Orgel.
Pfarrer Timo Weber begrüßte seine Schäfchen mit gereimten Worten und meinte, dass sie nun ein Stückchen vom Himmel erleben dürften. Er hielt seine Predigt in Reimen und fand ein aufmerksames Publikum. „ES „ gehe uns nach, „ES“ hole uns ein, „ES“ sei in uns und dürfe meist nur zur Fasnetszeit raus. „Das ist der Narr der in uns steckt und wohlig seine Glieder reckt. Ihr müsst heut nicht vernünftig sein, tut einfach das, was sonst nicht geht, wenn ihr euch selbst im Wege steht.“ Dann kam er auf das Sonntagsevangelium (Mt. 5, 38-48) zu sprechen. Es sei kein sanfter Text gewesen, „das war ein Hammer, und auch kein kleiner – nein ein strammer.“ Da war die Rede von der Wiedervergeltung nach dem Motto „Aug um Auge, Zahn um Zahn. Dagegen dann Jesu Wort: „Ich aber sage Euch, leistet dem Bösen keinen Widerstand.“
„Gelieh’nes Geld treib ja nicht ein! Was ihr verborgt, holt nicht mehr heim.“ „Wenn einer sagt, er würd‘ dich schlagen, sollst du ihm nicht das Gleiche sagen. Sag ihm: Bei mir ist das nicht drin! Halt ihm die andre Wange hin.“ Er sprach auch die rechtsradikalen und fremdenfeindlichen Tendenzen unserer Zeit an. „Und Narren braucht‘s in diesen Zeiten, da Hass und Dummheit sich verbreiten, wenn plötzlich bricht der schöne Schein und längst Vergang’nes holt uns ein: Da tönen unsre Straßen wieder von längst schon tot geglaubten Liedern … Ein andrer meint, es wäre dran, zu rufen nach dem starken Mann.“ „ Gut wär‘, wenn wir bei solchem Treiben gewaltlos würden Flagge zeigen.“ „Ins Spiel Freund-Feind steig ich nicht ein, sollt‘ ich auch der Verlierer sein. Hier wär’s dann wieder mal am Platz, zu nennen unsern Obersatz: Setzt neue Zeichen, seid nicht still, dass jeder, der euch hören will, begreift, dass manches besser geht, wenn sich die Erde anders dreht.“ „Was wird mit Kindern wohl gescheh’n, die tausendfach Gewalt geseh’n? Was ist von ihnen zu erwarten, wenn selbst sie in Konflikt geraten? … Es hilft nicht, wenn wir Messer wetzen, wir müssen klare Zeichen setzen.“ „Doch hat auch jeder, der da klagt, sich selber irgendwann gefragt, was er dagegen hat getan, bevor der ganz Streit begann?“ „Gott sei Dank gab’s Lichterketten, Versuche, doch noch was zu retten. Doch tausendfacher Kerzenschein, das kann auch nur ein Anfang sein. … Wir werd’n erst wirklich Frieden seh’n, wenn selbst wir neue Wege geh’n.“
Mit herzlichem Beifall bedankten sich die vielen Gottesdienstbesucher bei Pfarrer Weber für die gelungene Predigt.