Impulse und Mitteilungen
Hier finden Sie „Orientierung“: Impulse und Mitteilungen der Kirchengemeinden Rottweils über aktuelle Themen, Anstöße für den Alltag und Hinweise zu bevorstehenden Festen. Alle Artikel erscheinen alle zwei Wochen in der Samstagsausgabe des Schwarzwälder Boten.
Orientierung 11 vom 31. Mai 2025
Impulse für den Alltag
Sehnsucht nach dem „Mehr als Alles“
- Von Michael Becker
Neben dem sakramentalen geweihten Priestertum kennt die Kirche auch die gemeinsame Teilhabe aller Gläubigen am Priestertum Jesu Christi. Durch unsere Taufe und Firmung als Christen haben wir daran Anteil.
Was bedeutet das? Ich denke an die Geschichte von dem Mädchen aus reichem Hause, welches wirklich alles bekam, was es wollte. Und dennoch war es immer unzufrieden. Verzweifelt rief es aus: „Ich habe alles, aber es muss doch mehr als alles geben.“ Mehr als alles. Das ist die Ahnung, dass über das Diesseitige hinaus, über das Materielle, Alltägliche hinaus noch etwas existiert, das allem hier erst Sinn gibt.
Mit dieser Sehnsucht nach dem Mehr als alles beginnen oft Berufungen zu einem geistlichen Beruf. Und das Bewusstsein für das Heilige lebendig zu halten, das ist religionsgeschichtlich immer schon die Aufgabe des Priesters gewesen.
Zeichen für die Gegenwart Gottes zu sein
So gesehen ist das unsere gemeinsame Aufgabe: Zeichen für die Gegenwart Gottes zu sein. Der Hype um Tod des ehemaligen und Wahl des neuen Papstes zeigt mir, wie groß die Sehnsucht danach ist, nach Zeugen, die mit ihrem Leben für etwas Größeres einstehen als Individualismus, Reichtum, Macht es sein können.
Stellen Sie sich in einer stillen Stunde selbst die Frage: Wofür bin ich Zeuge? Für mich selbst? Für meine Firma? Reicht mir das? Oder spüre ich auch manchmal die Sehnsucht nach dem Anderen, dem Mehr als Alles? Nach einem Sinn, den die Welt so nicht geben kann?
„Mir sind für d’Leit do!“
- Von Timo Weber, Jürgen Rieger, Michael Becker
Vor drei Wochen beging die Kirche den Welttag der geistlichen Berufe. Wer könnte besser für den priesterlichen Dienst sprechen als unsere Priester selber. So habe ich Pfarrer Weber und Pfarrvikar Rieger um ein Statement gebeten: „Was bedeutet für Dich Priester zu sein?“ Hier ihre Antworten:
Timo Weber: „Priester sein heißt für mich durch meine Person und meinen Dienst die Menschen daran zu erinnern und auch zu feiern, dass wir einen Gott haben, der uns liebend zugetan ist, der uns Leben in seiner ganzen Fülle verspricht, der in uns wohnt und uns ganz viel zutraut, in dessen Hand wir geborgen sind und auf den wir vertrauen dürfen – in allen Lebenslagen.“
Jürgen Rieger: „Die Feier der Eucharistie. Sie ist „Quelle und Höhepunkt des kirchlichen Tuns“, so wie das Zweite Vatikanische Konzil es betont. Sie ist auch Quelle meines Tuns und Höhepunkt meines Arbeitstages. Auch wenn es beim aktuellen Priestermangel oft sonntags für mich zu mehreren Eucharistiefeiern kommt: die Gemeinden haben ein Recht darauf. Nicht weniger wichtig ist für mich die Beschäftigung mit dem Wort Gottes, insbesondere in der Sonntagspredigt. „Gib den Menschen ein gutes Wort mit“, riet mir einmal ein älterer Mitbruder. Meine Spiritualität beziehe ich ebenso aus dem Wort Gottes, dem Gebet und aus dem Leben in der Gegenwart Gottes, wie es der heilige Benedikt in seiner Regel formuliert. Des Weiteren ist für mich die Spendung der Sakramente und Begleitung von Menschen an wichtigen Lebensstationen wichtig. Ja, wir sind „Servicekirche“ geworden! Das sehe ich durchaus positiv. In meinem „Service“ will ich gut und verlässlich sein, damit Menschen (wieder) ein positives Bild von Kirche bekommen. Ich habe große Freude am Religionsunterricht. Junge Menschen haben Fragen, die ich beantworten kann. Oben erwähnter Mitbruder sagte mir auch einmal: „Mir sind für d‘ Leit do!“ Eine Überschrift für mich im Leben als Priester!“
Braucht es den Super-Priester mit Street-Art-Rückenwind? Gefragt sind möglicherweise ja andere Qualitäten
Foto: Deutsche Bischofskonferenz
Gefunden werden
- Von Michael Becker
Eine geistliche Berufung muss gepflegt werden. Sie ist wie eine zarte Pflanze, ein junger Baum vielleicht, der geschützt und begossen werden muss, damit er zu einem starken Stamm heranwachsen kann. Manchmal merkt der Berufene selbst nicht, dass Gott bei ihm anklopft. Er geht in vorgegebenen Bahnen, folgt seinen Freunden, wählt einen Beruf, der ihm logisch erscheint, weil viele ihn schon vor ihm gegangen sind. Aber dann kommt mal eine Frage, ein Film, eine Begegnung mit einer überzeugenden Persönlichkeit und etwas fällt ins Herz, das vorher nicht darin gewesen ist. Und dies muss gepflegt werden, damit es lebendig werden kann. Die Diözesanstelle Berufe der Kirche bietet vielfältige Begleitungsmöglichkeiten von geistlicher Begleitung, von Schnuppertagen, von Begegnungen, von Orientierungstagen an, um jungen Menschen die Möglichkeit zu geben, dass sie ihren Weg finden. www.berufe-der-kirche-drs.de ist eine Fundgrube dafür. Wichtig ist, sich bewusst zu machen, dass ich nicht derjenige bin, der verzweifelt sucht, sondern Gott ist derjenige, der ruft. Und er bahnt sich seinen Weg, wenn ich ihn lasse. Nicht finden, sondern gefunden werden, ist der Weg.
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