Das Auferstehungsfensters in Heilig Kreuz
Entwurf und Ausführung konnten miteinander verglichen werden
Von Berthold Hildebrand
Im Rahmen der Veranstaltungen des Fördervereins Münsterbauhütte zum Jubiläum des Heilig-Kreuz Münsters, dessen Weihe sich in diesem Jahr zum 900. Mal jährt, ging es um die Regotisierung von Heiligkreuz um 1840 durch Carl Alexander von Heideloff. Dafür konnte Dr. Heinrich Giese aus Rottenburg gewonnen werden, der als Architekt und Bauhistoriker Heideloffs Schaffen bestens kennt und der als langjähriger Diözesanbaumeister der Diözese Rottenburg-Stuttgart die jüngste Restaurierung des Münsters maßgeblich begleitet hat.
Seit 1835 bekleidete Heideloff das Amt eines „Königlichen Conservators“ bei Ludwig I. von Bayern, er war quasi Chef einer neu geschaffenen Denkmalpflege. Vertreter des Rottweiler Stiftungsrates, der seit 1822 für alle öffentlichen Bauwerke zuständig war, mit Dekan Strobel, Stadtschultheiss Teufel, Bauverwalter Hetzinger und Kirchenpfleger Benz favorisierten diesen Heideloff als Planer für die Regotisierung des Münsters. Bei den damaligen Zuständigkeiten habe sich der Stiftungsrat richtig und langatmig engagieren müssen, um sein Ziel zu erreichen, meinte Giese. Dank familiärer Verbindungen nach Rottweil konnte Heideloff dann tatsächlich für dieses Projekt gewonnen werden. Er war Maler, Kunstsammler, Ausstatter und Planer. Die Beschäftigung mit den Zeugnissen des Mittelalters war Inhalt und Ziel all seiner Aufträge, die er mit Familienmitgliedern wie eine kleine Firma durchführte, um zur „echten Baukunst unserer Väter zurückzukehren.“ Er baute das Schloss Lichtenstein, verschiedene Kirchen, so etwa mit vollständiger Innenausstattung in Sonneberg (Thüringen), Ingolstadt und Wels (Österreich). Noch 1911 stand am Gewölbe des südlichen Seitenschiffs von Heilig-Kreuz, dass „diese Kirche durch Herrn Conservator Heideloff aus Nürnberg nach dem alten Stil restauriert“ wurde. Eine Maßnahme, deren Kosten sich auf 84.000 Gulden belief. Der Neubau von Mariä Himmelfahrt in Schramberg (1840-42) kostete mit 1000 Sitzplätzen nur 28.800 Gulden.
1840 sei der Eindruck der Hl. Kreuz-Kirche sicher sehr heterogen und vor allem nach dem finanziellen Einbruch nach der Säkularisation stark heruntergekommen gewesen. Die Kirche mit ihrer reich stuckierten Innenschale und den dreizehn Altären musste wohl einen sehr traurigen Eindruck gemacht haben. Heideloff ließ allen barocken Putz abschlagen und warf das alte Inventar hinaus. Er schuf das heutige Erscheinungsbild dieser Kirche. Die hochwertigen gotischen Altäre und sonstige Ausstattung besorgte er sich auf dem Kunstmarkt.
Heinrich Giese zeigte den Interessierten, dass im Außenbereich am Turm Naturstein in höchster Steinmetzkunst verbaut wurde, während im Innern unter dem Putz grobes Steinwerk mit Mörtel von Maurern zugestopft wurde. Die heutigen Oberflächen seien meist Verputz, der wie Naturstein aussieht.
Heideloff pflegte die romantische Gotikrezeption, mit der er den Menschen in einer von politischen Erschütterungen geprägten Zeit „Zeichen/Bilder/Symbole“ von Zusammengehörigkeit und ungetrübter Gläubigkeit anbot, um sie damit zu Halt und Haltung zu ermutigen.
Es ist dem Förderverein gelungen, den originalen farbigen Entwurf für das Auferstehungsfenster im Chor des Münsters zu erwerben, der in einem Haus der Rottweiler Innenstadt aufgetaucht ist. Dieses hochinteressante, bis vor kurzem völlig unbekannte Stück, eine etwa zwei Meter hohe sogenannte Gouache, war bei der Führung ausgestellt und konnte direkt mit der Ausführung des Fensters verglichen werden. Carl Alexander von Heideloff erreichte die Menschen mit seinen Bildern wie ein guter Theatermaler es kann, weil er selbst in seiner eigenen Biographie Erschütterungen und Verwundungen erlebt hatte und glaubwürdig mitfühlen konnte. Sein Auferstehungsfenster sei sein sehr persönliches Statement, schloss Dr. Giese.
Foto: Berthold Hildebrand