Weihnachten – nicht bei den Gefühlen stehen bleiben
Von Berthold Hildebrand
Weihnachten konnte auch in diesem Jahr wieder ohne Einschränkungen gefeiert werden. Die Gottesdienste im Heilig-Kreuz Münster waren allesamt sehr gut besucht.
An Heiligabend hatte die Münstersingschule zum Krippenspiel eingeladen. Mitglieder der Kleinen Kantorei und Sängerinnen des B-Chores der Mädchenkantorei sangen und spielten unter der Leitung von Sabine Kammerer und Alexandra Böhne ausdrucksstark die Geschichte von der Geburt Jesu unter dem Titel „Weit ist der Weg.“
Szene aus dem Krippenspiel an Heilig Abend
Ab 21:30 Uhr haben Verena Mink, Annkathrin Burry, Eva-Maria Lacher und Helene Lacher mit ihren hellen Stimmen zusammen mit Patrick Mink (Cello) und Lisa Hummel (Orgel) die Besucher auf Weihnachten eingestimmt.
In der sehr gut besuchten Christmette sangen die Sängerknaben im Chorraum unter der Leitung von Mike Krell weihnachtliche Motetten und Lieder. Der Chor zählt zu den Männerstimmen nach dem Ausfall durch Corona nun auch wieder 12 Knabenstimmen. Es musizierten auch Elisa, Tabea und Thomas Schneider.
Im Hochamt an Weihnachten brachte der Münsterchor unter der Leitung von Lisa Hummel die Messe brève Nr. 7 von Charles Gounod in einer kleinen Kammermusikbesetzung mit Orgel zur Aufführung. Die Solisten waren Verena Mink (Sopran), Roselinde Bucher (Alt), Marcel Raffoul (Tenor) und Elias Mink (Bass). Die Orgel spielte Christian Groß.
Lisa Hummel dirigiert Chor und Orchester beim Festgottesdienst
Pfarrer Jürgen Rieger sagte in seiner Predigt, Weihnachten verlange von den Menschen viel, geistig-geistlich, spirituell. Die Weihnachtsgeschichte nach Lukas werde am Abend anschaulich erzählt, sei vielen Menschen ans Herz gewachsen: Das Kind von Betlehem, geboren in einer Krippe, umgeben von Maria und Josef, Ochs und Esel. Und dann die Ernüchterung am Weihnachtstag. Der Evangelist Johannes erzählt die gleiche Geschichte noch einmal. Aber das gleiche sei eben nicht dasselbe! Der Prolog des Johannesevangeliums, also der Auftakt in sein Evangelium, sei hohe theologische Schule. „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott.“ Die Botschaften des Lukas und des Johannes gehörten inhaltlich zusammen, auch wenn sie stilistisch so unterschiedlich seien. Und dann sei da noch das „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden den Menschen seines Wohlgefallens.“ In Augenblicken wie diesen hier in der Kirche möchten wir das glauben! Es seien Momente der Ewigkeit, wenn der Friede Gottes nicht nur von den Engeln verkündet werde, sondern spürbar werde. Es wäre fast zu schön, um wahr zu sein: eine Welt ohne Kriege, Kriegsdrohungen und Massenvernichtungsmittel, eine gerechte Verteilung der Güter, die unsere Erde immer noch im Überfluss bietet, eine Gesellschaft, in der Worte wie „Solidarität“, „Respekt“ und „Aussöhnung“ nicht zu Unwörtern werden! Das wäre ein Stück „heile“ Welt, Erfüllung unserer Hoffnung und unserer Träume. Wir würden tagtäglich mit Botschaften überfüttert. Unsere Welt, unser Land und unsere Gesellschaft stünden vor erheblichen Herausforderungen. Den Frieden Gottes aber könnten wir nie allein für uns haben. Er verweise uns stets in die Gemeinschaft mit anderen Menschen! Weil das so ist, höre die Verheißung vom Frieden auf Erden auch nicht an unseren eigenen Grenzen auf. Wenn wir der Weihnachtsbotschaft voller Ernst und Freude vertrauen, dann gehe es also um viel mehr als um eine schöne, aber kurzlebige Verzauberung der Welt im Schein der Kerzen. Es gehe um das Heil und das Wohl der Welt! Noch immer sei die Weihnachtsbotschaft unverbraucht wie in jener ersten Nacht, noch immer sei sie die entscheidende Nachricht der Weltgeschichte. Was in einem herzergreifenden Bild beginne, gehe weiter. Diese Botschaft sei eine Herausforderung für den Menschen, für Herz und Verstand.
Am Abend beschloss die Männerschola des Münsterchors den Festtag mit einer sehr gut besuchten Vesper.
Die neue Madonna ist schön geworden
Von Berthold Hildebrand
Die evangelische Kirchengemeinde Rottweil hatte zum vierten Werkstattbesuch nach Schramberg eingeladen, um die inzwischen fast fertig geschnitzte Kopie der „Madonna von der Augenwende“ aus dem Rottweiler Münster in Augenschein zu nehmen. Bei den nun anstehenden Feinarbeiten wird millimetergenau die Oberfläche der aus Lindenholz geschnitzten Skulptur abgetragen. Im Frühling 2024 soll sie dann zur farblichen Fassung nach Rehborn in die Werkstatt der Restauratorin kommen.
Die Bildhauerin Andrea Wörner hatte bereits im Jahr 2018 den Auftrag zum Schnitzen der Madonna bekommen. Probleme machte lange Zeit das Landesdenkmalamt. 2020 erhielt dann Herr Dr. Foth endlich die Mitteilung, dass das Vorhaben mit einigen Änderungen weiterverfolgt werden könne. Die Marienskulptur erhielt ein Lilienszepter, das Kind hat einen Apfel in der Hand und auf die Wiedergabe der Mondsichel zu Füßen der Madonna entsprechend der katholischen Marien-Mystik wurde verzichtet. Auch die seitlichen Röhrenfalten, die bei der Originalfigur erst später angefügt wurden, werden reduziert. Neben dieser Arbeit musste Frau Wörner allerdings noch als Helferin in der Not bei der Reinigung von Skulpturen helfen, die nach der Überflutung des Ahrtals im Schlamm lagen. Nun hat sie ihre Schnitzarbeit wieder aufgenommen und das Ergebnis ist sehr überzeugend. Die Besucher waren allesamt begeistert von der neuen Madonna.
Beim Besuch anwesend war auch die Restauratorin Nora Heinken, die der Skulptur die Farbfassung geben wird. Sie war über das Wochenende in Rottweil vor Ort bei der Madonna im Münster, wo sie Farb- und Goldabgleiche vornahm, und verschaffte sich auch einen Eindruck von ihrem künftigen Platz in der Predigerkirche. Sie wird die neue Madonna nach historischem Vorbild mit mehreren Kreideschichten überziehen. Jede Schicht muss einzeln geschliffen werden, eine zeitaufwändige Arbeit. Gelbe und rote Tonerde, der Bolus, wird auf die zu vergoldenden Bereiche gestrichen, die anschließende Blattgoldschicht wird mit einem Achatstein poliert. Diese sogenannte Poliment-Glanzvergoldung stellt die hochwertigste Vergoldetechnik dar. Ein roter Lüsterüberzug auf das Kleid der Muttergottes lässt die Oberfläche metallisch schimmern. Die Farbpartien wie Haut und Haare werden in Anlehnung an das Original gefasst, eine künstliche Alterspatina verleiht der Skulptur schließlich das gebührende Äußere. In der der zweiten Jahreshälfte werden diese Arbeiten vermutlich abgeschlossen sein.
Die neue Madonnenfigur wird ausschließlich aus Spenden finanziert. Das Geld ist aber noch nicht vollständig beisammen. Deshalb bittet die evangelische Kirchengemeinde Rottweil weiterhin um Spenden unter Kreissparkasse Rottweil, IBAN: DE27 6425 0040 0000 1007 73 BIC: SOLADES1RWL Verwendungszweck: Madonna
FOTO: BERTHOLD HILDEBRAND „Der Kopf der Madonna vor den Feinarbeiten“
Rorate-Gottesdienste bei Kerzenschein
(hil) Mit Beginn des Advents werden in den katholischen Kirchen wieder sogenannte Rorate-Gottesdienste gefeiert. Das Wort „Rorate“ ist der Anfang einer Antiphon, die einen Vers aus dem Buch Jesaja beinhaltet, der da heißt: „Rorate coeli desuper et nubes pluant justum“ (Tauet Himmel, von oben, ihr Wolken, regnet den Gerechten.) Weil die Werktagsgottesdienste im Advent mit diesem Vers beginnen, werden sie landläufig einfach als „Rorate“ bezeichnet. Nach altem Brauch werden Sie am frühen Morgen, wenn es noch dunkel ist, nur bei Kerzenschein gefeiert. Das soll die Sehnsucht nach der Ankunft Gottes, dem Licht der Welt, zum Ausdruck bringen. Solche Rorate-Gottesdienste sind noch am Dienstag 12. und 19. Dezember um 6:30 Uhr in der Kapellenkirche und am Mittwoch 13. und 20. Dezember ebenfalls um 6.30 Uhr im Heilig-Kreuz-Münster. Anschließend lädt am Dienstag das Konvikt zum Frühstück ein, am Mittwoch der Frauenkreis von Heilig-Kreuz ins Gemeindehaus Adolph Kolping.
Rorate-Gottesdienst im Heilig-Kreuz Münster
Foto: Berthold Hildebrand